Der nabel deines fohlens

Neues Leben im Stall begeistert alle sehr. Wir haben bereits über die Geburt des Fohlens geschrieben, aber zu Beginn der Decksaison möchten wir die Pflege des Bauchnabels hervorheben. Wir tun dies zusammen mit Filip Vandenberghe von der Tierklinik De Bosdreef.

 

Erste Versorgung des Nabels

 

Normalerweise reißt die Nabelschnur nach der Geburt von allein ab, wenn die Stute aufsteht. Wenn sie nicht spontan abreißt, kann sie manuell etwa 2 cm vom Bauch entfernt gelöst werden. An dieser dünnen Stelle bricht sie von Natur aus. Indem man die Nabelschnur ober- und unterhalb dieser Stelle hält und gleichzeitig leicht dreht und zieht, reißt sie meist an der richtigen Stelle. Es wird nicht empfohlen, sie durchzuschneiden, da sie dann übermäßig bluten kann.

Steht die Stute früh auf oder reißt die Nabelschnur vorzeitig ab, kann der Nabel stark bluten, wodurch das Fohlen schnell Blut verliert. Dann am besten schnellstmöglich einen Tierarzt kontaktieren und in der Zwischenzeit versuchen, den Bauchnabel mit einem sauberen Schnürsenkel oder, falls vorhanden, einer Bauchnabelklemme abzubinden. Diese müssen jedoch rechtzeitig entfernt werden, um eine Infektion zu verhindern.

Der Bauchnabel eines neugeborenen Fohlens ist als frische Wunde zu betrachten, die daher der notwendigen Reinigung, Desinfektion und Tetanusprophylaxe bedarf. Um Probleme zu vermeiden, wird empfohlen, den Nabel zweimal täglich mit einer verdünnten Jod- oder Chlorhexidinlösung zu desinfizieren. Jodtinktur wird am besten vermieden, weil sie so irritierend ist, dass das Gewebe abstirbt und somit anfällig für das Eindringen von Infektionen wird. Wenn die Stute gut geimpft ist und das Fohlen genug Kolostrum getrunken hat, ist es normalerweise ausreichend gegen Tetanus (Wundstarrkrampf) geschützt, aber eine Extra-Immunisierung mit Antiserum schadet nicht.

Um Probleme zu vermeiden, wird empfohlen, den Nabel zweimal täglich zu desinfizieren.

 

Problem 1: Ein tropfender Nabel

Ein nässender Nabel, auch Urachus Patens genannt

Im Mutterleib ist der Nabel die Verbindung der Harnblase des Fohlens mit der Allantois oder dem Dottersack. Bei normalen Fohlen schließt sich diese Struktur bald nach der Geburt und nach einigen Tagen verbleibt nur noch ein Band. Gerade bei schwächeren Fohlen, die viel liegen, oder bei Fohlen, die viel pressen, kann dieser Kanal offen bleiben oder sich sogar wieder öffnen. Diese Fohlen verlieren beim Wasserlassen einige Tropfen eines großen Urinstrahls aus dem Nabel. Ein solcher nasser Bauchnabel ist natürlich eine ideale Eintrittspforte für Bakterien, die eine Behandlung mit Breitbandantibiotika und lokaler Desinfektion erfordert. Außerdem ist es sinnvoll zu prüfen, ob das Fohlen ausreichend durch Antikörper aus dem Kolostrum geschützt ist, damit sich das Fohlen mit Hilfe von Antibiotika gegen das Eindringen von Bakterien wehren kann. Dies ist nicht unbedingt ein unüberwindbares Problem, wenn es von Ihrem Tierarzt genau überwacht wird.

 

In den meisten Fällen schließt sich der Nabelkanal spontan mit lokaler Behandlung und Verbesserung des Zustands des Fohlens. Eine Operation ist nur in seltenen Fällen notwendig.

 

Problem 2: Nabelentzündung

Fohlen können auf verschiedene Weise krank werden, aber eine der wichtigsten Eintrittspforten ist der Nabel. Nabelinfektionen sind immer noch zu häufig. Schwächere Fohlen, die viel liegen, sind empfindlicher, aber auch unvorsichtige Manipulation oder eine schmutzige Umgebung können dieses Problem verursachen. Oft wird das Problem am Anfang nicht bemerkt, doch das Problem zeigt sich nach einer oder zwei Wochen. Manche Fohlen entwickeln Fieber, einen verdickten äußeren Nabelstumpf oder Eiterausfluss. Probleme wie eine Blutvergiftung (Sepsis) oder ein entzündetes Gelenk können durch einen entzündeten Nabel verursacht werden.  

Im Falle einer Nabelinfektion ist es sehr wichtig, dass Sie Ihren Tierarzt kontaktieren, damit er rechtzeitig eine Antibiotikatherapie (evtl. anhand einer Kultur) einleitet, die inneren Strukturen des Nabels per Ultraschall beurteilen  und den Immunstatus des Fohlens überprüfen kann. Art und Dauer der Behandlung können anhand des Ultraschalls bestimmt werden. Manchmal ist eine chirurgische Exzision notwendig.

 

Ultraschall erlaubt es, die inneren Strukturen des Nabels zu beurteilen, was eine Vorstellung davon gibt, wie weitreichend die Infektion ist.  

 

 

 

 

 

Problem 3: Nabelbruch

Durch eine kleine Öffnung in der Bauchdecke können die wichtigen Strukturen wie Arterien, Venen und Urachus das Fohlen mit Nahrung und Sauerstoff versorgen und Abfallstoffe abtransportieren. Bei der Geburt verengen und schließen sich diese Strukturen und der Bauchnabel reißt leicht ab. Bei manchen Fohlen schließt sich  diese Öffnung nicht oder nur unzureichend, und ein Teil des Bauchinhalts dringt durch die Öffnung unter die Haut ein, so dass ein kleiner Beutel (Hernie) unten am Bauch zu hängen scheint.

Ein Fohlen mit einem Nabelbruch

In den meisten Fällen verschwindet die Hernie spontan nach 2 bis 3 Monaten. Ist dies nicht der Fall, wird sie am besten ab einem Alter von 4 bis 6 Monaten operativ verschlossen. Dies nicht nur aus ästhetischen Gründen, sondern auch um zu verhindern, dass sich ein Stück Darm verklemmt und schwere Koliken verursacht. Das regelmäßige Zurückschieben des Bruchinhalts stellt sicher, dass Sie Probleme bemerken und so auch kontrollieren können, ob der Bruch schrumpft.

 

 

    Was sollte man sich merken?

 

  1. Um gut vor Bakterien von außen geschützt zu sein, sollte ein Fohlen in den ersten 12 Stunden nach der Geburt ausreichend hochwertiges Kolostrum trinken. Um sich dessen sicher zu sein, können Sie nach 18 Stunden Blut abnehmen lassen.

  2. Der Nabel ist ein wichtiger Teil des Körpers eines Fohlens, der sorgfältig gepflegt und beobachtet werden muss.

  3. Wenn Probleme oder Auffälligkeiten festgestellt werden, ist es wichtig, rechtzeitig Ihren Tierarzt zu kontaktieren, da sich der Zustand eines Fohlens sehr schnell verschlechtern kann.

  4. Probleme vermeiden ist immer besser als Probleme zu heilen!

Ein Fohlen bekommt nur Antikörper aus dem Kolostrum, im Gegensatz zum Baby, das bereits im Mutterleib damit geschützt wird.

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