In früheren Ausgaben begleiteten wir unseren Tierarzt durch die vier Jahreszeiten und lernten in seiner täglichen Praxis Fragen rund um die Fruchtbarkeit und die Pathologie von (trächtigen) Stuten, Fohlen und (Jung-)Pferden kennen.
Im Winter wird Frederik Mijten hauptsächlich als Fotograf gebucht. Die anderthalbjährigen Jungtiere ziehen nach und nach von der Weide in den Stall zur ärztlichen Untersuchung. Die Zweijährigen dürfen schon einmal in Freiheit zeigen, was sie wert sind. Die meisten machen zum ersten Mal mit einer Stange Bekanntschaft. Doch bevor die Züchter anfangen zu träumen, werden Bilder gemacht. Frederik Mijten beschäftigt sich derzeit fast hauptberuflich mit der radiografischen Bildgebung. Notwendig, da schätzungsweise 25 bis 30 % der Pferdepopulation OCD entwickelt. Das Röntgenscreening ist ein Standardverfahren, das Antwort geben soll.
Dutzende junger Pferde unterziehen sich ungeduldig ihrem ersten Fotoshooting. Auf dem Weg zum nächsten Kunden ruft ein Züchter an, weil sein sieben Monate altes Fohlen hinten lahmt. Eine korrekte Diagnose kann durch Röntgen des Knies gestellt werden. Frederik Mijten weiß aus Erfahrung, dass eine Lahmheit hinten auf eine Osteochondrose des Knies hinweisen kann.
Das bringt uns zu einem Punkt, den es zu beachten gilt. Seit einigen Jahren führt Mijten in immer mehr Zuchtbetrieben routinemäßige Untersuchungen zur Osteochondrose bei Fohlen durch.
Frederik freut sich über die Reaktion des Züchters: „Jeder Züchter wird früher oder später damit konfrontiert, nicht jeder Züchter achtet darauf. Lahmheit kann durch ein Trauma entstehen: Fohlen spielen auf der Weide und es werden auch Tritte ausgeteilt, und einige stecken die Schläge ein. Lahmheit kann aber auch Folge einer Wachstumsstörung oder Osteochondrose sein. Jetzt wurde ich konsultiert, weil das Fohlen lahmte, und die Bilder deuten effektiv auf eine beginnende OCD hin. Das Irreführende an der Osteochondrose ist, dass sie bei Fohlen nicht immer auffällt. Es muss nicht weh tun, und sie müssen nicht lahmen. Und dennoch verdient es unsere Aufmerksamkeit, denn wenn man die Entwicklung von OCD beim Fohlen frühzeitig erkennt, kann man Schlimmeres verhindern.“
Lassen Sie ihr Fohlen präventiv untersuchen
Züchter und Besitzer sind mit OCD bei jungen Pferden vertraut. Der Samen dazu wird in Fohlen zwischen vier und zehn Monaten gelegt. Knie-OCD kann jedoch einen erheblichen Einfluss auf die sportliche Karriere eines Pferdes haben. „Deshalb wird empfohlen, die Kniegelenke Ihres Fohlens im Alter von sieben bis acht Monaten präventiv untersuchen zu lassen“, urteilt Frederik Mijten.
Das Fohlen des Züchters hat sichtbar ein geschwollenes Knie. Das Röntgenbild weist deutlich auf den Beginn einer OCD hin. Die Knochenschuppe ist noch nicht vollständig abgelöst und noch nicht mineralisiert oder verknöchert. Es gibt also noch keine Kalkablagerungen, aber man kann sehen, was im Entstehen ist. Dies ist der Beginn von OCD. Diese beginnende OCD des Knies kann chirurgisch behandelt werden, indem die sich lösende Schuppe mit resorbierbaren Schrauben befestigt wird, so dass der Knorpel sich wieder festsetzt und die OCD verschwindet.
Bohren durch das OCD-Fragment, das befestigt werden muss.
2 resorbierbare Nägel, die ein Knorpelfragment von OCD wieder anheften.
„Es gibt zwei Rollkämme, die über die Kniescheibe rollen. Aufgrund einer Entwicklungsstörung, zum Beispiel zu geringer Durchblutung des Knochens, kombiniert mit einer genetischen Veranlagung, kann man im Röntgenbild eine Delle im Rollkamm erkennen, wo sich die OCD entwickelt. Wenn Sie warten, bis Ihr Pferd anderthalb Jahre oder älter ist, hat sich das Fragment gelöst und muss entfernt werden. Es bleibt dann eine Kavität, die nicht mit normalem Knorpel bedeckt ist, mit allen Folgen davon. Der Narbenknorpel nutzt sich schneller ab als normaler Knorpel, wodurch der subchondrale Knochen schneller freigelegt wird. Es scheuert und tut weh. Eine schwere OCD auf Höhe des Knies belastet die sportliche Karriere Ihres Pferdes. So weit muss es nicht kommen. Anstatt zu warten, können Sie das gelöste Fragment mit resorbierbaren Schrauben wieder am Knochen befestigen, dann verwächst es wieder damit“, erklärt Mijten: „Diese Behandlung kann bei Fohlen durchgeführt werden, bei denen die Knorpelschuppe noch nicht abgestorben ist. Die Deadline hierfür ist der 11. Monat. Die Diagnose kann ab sechs Monaten gestellt werden.“
Neue resorbierbare Nägel, die in der Tierklinik De Bosdreef eingesetzt werden.
Diese Nägel sind auf Röntgenaufnahmen unsichtbar.
Frederik Mijten setzt bei Osteochondrose vor allem auf Prävention: „Und das bedeutet genetische Selektion. Ein weiteres wichtiges Element ist die richtige Ernährung, insbesondere sollten Sie ihre zu schnell wachsenden Fohlen nicht überfüttern. Eine dritte wichtige Komponente ist die Bewegung. Fohlen sollten so viel wie möglich draußen sein und in Bewegung bleiben.“ Das Einsperren von Fohlen im Alter zwischen 5 und 11 Monaten erhöht das Risiko einer Knie-OCD.
Goldene Regeln für die Osteochondrose-Prävention:
1. Nicht überfüttern
2. Genug Bewegung
3. Genetische Selektion: nur mit OCD-freien Elterntieren züchten
Knie-, Sprung- und Fesselgelenke sind die häufigsten Orte, an denen Osteochondrose auftritt. Die Technik der Fixiation mittels auflösbarer Schrauben kann nur im Kniegelenk angewendet werden, und Frederik Mijten verweist seine Kunden dafür an Hans Wilderjans von De Bosdreef.
„Das Irreführende an Osteochondrose ist, dass sie bei Fohlen nicht immer auffällt“
Die Autorität: Chirurg Dr. Hans Wilderjans:
„Es kann früher und effizienter interveniert werden“
Dr. Hans Wilderjans (Dipl. ECVS) ist Mitbegründer von De Bosdreef und kann sich als Weltautorität in der Orthopädie bezeichnen. Das Archiv von De Bosdreef teilt uns mit, dass der Eingriff Fixation von OCD-Fragmenten seit 2012, also seit 10 Jahren, regelmäßig durchgeführt wird. „Das spiegelt die Langsamkeit wissenschaftlicher Erkenntnisse und neuer Operationstechniken wieder“, beginnt Wilderjans: „Glücklicherweise sickert es zunehmend zu den Tierärzten in diesem Bereich durch, obwohl ein Zeitraum von 10 Jahren vergangen ist. Es fehlt an Weiterbildung, gepaart mit Scheuklappen, die noch immer getragen werden. Dabei spielt auch der Züchter eine Rolle: Der Eingriff ist mit Kosten verbunden, die in der Vergangenheit eine Behandlung verhindert haben.“ Dadurch hatte diese Operationstechnik keine Chance, sich zu bewähren.
Trotzdem ist Hans Wilderjans hoffnungsvoll: "Ich habe die Technik seit 10 Jahren promotet, aber erst in den letzten 3 Jahren habe ich eine Veränderung gesehen, die möglicherweise mit dem steigenden Gesamtpreis der Fohlen zu tun hat."
Der klassische Verlauf
„Der klassische Verlauf ist, dass Pferde nach anderthalb bis zwei Jahren röntgenologisch untersucht werden, wonach eventuelle OCD operativ entfernt wird. Wenn Sie eine OCD im Knie haben, die größer als 3 Zentimeter ist, verringert man die Prognose einer guten Sportkarriere. Das ideale Alter, um eine OCD zu entfernen, liegt zwischen eineinhalb und maximal zwei Jahren. Dies führt zu sehr guten Ergebnissen und Ihr Pferd kann ein unbelastetes Leben führen. Wenn Sie jedoch das Glück haben, dass Ihr Pferd das Talent, die Qualität und die Fähigkeit hat, 1,50 m und höher zu springen, werden Sie feststellen, dass die OCD eine vielversprechende Karriere verhindern kann. Auch nach einer erfolgreichen Arthroskopie-Operation mit Entfernung der Fragmente. Zum besseren Verständnis, die Erfahrung zeigt, dass es bei Pferden, die 1,20m/1,30m springen, wenig bis gar keine Einschränkungen gibt. Zum Hindernis wird es erst im Spitzensport. Jeder Knorpel unterliegt einem Verschleiß, aber Narbenknorpel, der sich nach dem Entfernen der OCD entwickelt, nutzt sich schneller ab als normaler Knorpel. Ob Ihr Pferd Hindernisse von 1,50 m überwinden kann, werden Sie wissen, wenn es 8 Jahre alt ist. Es wird in den folgenden Jahren häufig im Parcours eingesetzt. Dann ist es schon 10 Jahre alt und das Knie hat schon viele Sprünge mitgemacht. Zu diesem Zeitpunkt ist der Knorpel bereits dünner und empfindlicher. Die ganze Zeit gleitet die Kniescheibe bei jeder Beugung über den Knorpel. Ihr Pferd wird anfangs nicht lahmen, aber das Pferd beginnt, seine Knie zu spüren. Vergleichen Sie es mit uns. Ein 40-50-Jähriger wird bei gleicher intensiver Anstrengung auch schneller seine Knie spüren als ein 25-Jähriger.Wir nennen diesen Prozess Chondromalazie des Knorpels, und der sorgt dafür, dass Sie beginnen, die Auswirkungen auf ihre Gelenke zu spüren. Bei Pferden ist das nicht anders. Dadurch werden sie sich zurückhalten. Es gibt immer Ausnahmen, doch wird die Zeit fast immer zu Leistungsverlusten führen. Und je mehr Knorpel man entfernen musste, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit einer Leistungsminderung.“
Prognose
„Eine OCD kleiner als 2 Zentimeter bietet eine gute Prognose für den Sport. Zwischen 2 und 4 Zentimetern sprechen wir von einer vorsichtigen Prognose. Mehr als 4 Zentimeter deuten auf eine schlechte Prognose für Sport auf Niveau hin. Wie bereits erwähnt, gibt es immer Ausnahmen, obwohl ich vermute, dass bei den Olympischen Spielen in Tokio keine bis sehr wenige Pferde gesprungen sind, die wegen schwerer OCD im Knie operiert wurden.“
Vor der Operation eines 7 Monate alten Fohlens mit einer großen OCD-Läsion im linken Knie.
Dasselbe Fohlen 5 Monate nach der Operation.
Die Läsion ist vollständig abgeheilt, die Schrauben/Nägel sind resorbiert worden und
auf den Röntgenbildern nicht sichtbar.
7 Monate nach Conmed-Nagelfixation.
Den ursprünglichen Knorpel durch Fixation wieder anwachsen lassen
„Alle sind sich einig, dass OCD im Knie einen potentiellen Einfluss auf die sportliche Leistung hat.” Glücklicherweise gibt es eine Technik, um die abgelösten Knorpelschuppen wieder am Knochen zu fixieren. „Die Technologie kommt aus der Humanmedizin und funktioniert gut. Der Ansatz besteht darin, dass wir den ursprünglichen Knorpel durch Fixierung wieder anwachsen lassen, sodass die OCD verschwindet. Wir haben festgestellt, dass es ein Timing gibt, in dem man operieren muss, und das ist sehr eng. Es liegt zwischen dem sechsten und zehnten Monat. Man sollte operieren, wenn sich die Knorpelschuppe lockert, aber noch gut mit dem umgebenden Knorpel verbunden ist. Sie sollte nicht zerrissen sein oder Löcher haben. Wichtig ist auch, dass der Knochen auf Höhe des gelösten OCD-Fragments noch ausreichend durchblutet ist. Die Operation ist erfolgreich, wenn die Durchblutung im fixierten Knorpelfragment nach der Fixation wieder aufgenommen werden kann. Vergleichen Sie es mit einem klassischen Bruch. Wenn man ihn mit Schrauben und einer Platte befestigt, kann er heilen. Zumindest bei einem frischen Bruch. Wenn Sie damit ein paar Monate warten, klappt das auch nicht mehr.”
Das Auge des Meisters
„Der Erfolg unserer Operation hängt vom Timing ab. Das ist der Schlüssel zum Erfolg und erfordert einige Erfahrung. Man muss die Schädigung erkennen und interpretieren. Deshalb bitte ich Tierärzte, Kniefotos des Fohlens im Alter von etwa sieben Monaten zu schicken. Wenn das Knie auch angeschwollen ist, muss sofort und vielleicht sogar früher reagiert werden. Die meiste Knie-OCD werden zwischen dem 4.-6. Monat entwickelt. Wenn die Schädigung nach neun Monaten noch vorhanden ist, wird sie nicht verschwinden. Umgekehrt wissen wir, dass ein kleiner Prozentsatz von OCD im Sprunggelenk und Knie vor dem achten Lebensmonat spontan heilen kann. Handelt es sich um eine Schädigung von ein bis zwei Zentimetern, können wir noch mit dem Eingreifen warten und nach 4 Wochen auf die Kontrollfotos warten. Wenn es sich um einen Vier-Zentimeter-Schaden handelt, muss schnell eine Entscheidung getroffen werden.“
Kosten
Hans Wilderjans stimmt zu: „Das Verfahren kostet zwar etwas zusätzliches Geld, aber das wird durch den wichtigen kommerziellen Mehrwert des Pferdes aufgewogen, wenn die Schädigung ausheilt und das Pferd mit normalem Knorpel im Knie im Sport gehen kann. Die Kosten hängen von dem Fragment und der Anzahl der verwendeten Schrauben ab. Wenn ich eine grobe Schätzung abgeben muss, sollten Sie mit einem Preis zwischen 2.000 und 4.000 Euro rechnen.“
„Dass das Thema allmählich an Popularität gewinnt, hängt mit der Professionalisierung der Zucht und der Einführung von ICSI-Fohlen zusammen. Die Folge davon ist die allgemeine Preiserhöhung der Fohlen. Bei einem Wert von mehreren zehntausend Euro werden die Menschen eher in Erwägung ziehen, die Früherkennung und Fixierung durchführen zu lassen. Der Züchter erstellt zunehmend eine Kosten-Nutzen-Analyse.“
Erfolgsrate
Eine nicht unwichtige Tatsache. Wie hoch ist die Erfolgsrate der Operation? „Ich kann nur von meiner eigenen Statistik sprechen und komme da auf 70 %, das bezieht sich auf die Gesamtzahl an Fohlen. Weil es noch um kleinere Anzahlen geht und der Zeitraum begrenzt ist, ist dieser Prozentsatz statistisch nicht repräsentativ. Wir führen in Bosdreef etwa 600 Mal im Jahr Arthroskopien durch, nur ein kleiner Teil betrifft die Fixation bei Fohlen, aber in den letzten Jahren wurden etwa 30 Fixationen pro Jahr durchgeführt, Tendenz steigend. Und was ist erfolgreich? Sie können auch eine Schädigung verkleinern, indem sie von vier auf etwa zwei Zentimeter zurückführen, wodurch das Pferd einer Sportkarriere entgegensieht. Der Ansatzpunkt ist, dass man die OCD im Knie im richtigen Alter verschwinden lassen kann.”
Nach der Operation die Rehabilitation
Wie sieht das Leben des Fohlens nach der Operation aus? „Nach klassischem Schema: zwei Wochen im Stall, danach darf man zwei Wochen im Schritt gehen. Nach einem Monat darf das Fohlen auf den Paddock oder auf eine kleine Wiese. Noch einen Monat später darf es wieder auf die Weide, und wir machen ein Röntgenkontrollbild 6 Monate und 12 Monate nach der Operation. Die Verletzung ist zwischen 6 und 12 Monaten nach der Operation vollständig ausgeheilt.”
„Der Ansatzpunkt ist, dass man die OCD im Knie im richtigen Alter verschwinden lassen kann.”
Diese Website verwendet Cookies. Auf diese Weise können wir sicherstellen, dass Ihre Browser-Erfahrung noch angenehmer wird.
Mehr erfahren?